Sprachtherapie beim Down Syndrom

Speziell die Sprachförderung von Kindern mit Down Syndrom hat aufgrund der stetigen Wissenserweiterung in den letzten 20 Jahren an Bedeutung zugenommen.
Neueste Erkenntnisse beschreiben beispielsweise die Problematik des auditiven Kurzzeitgedächtnisses im Zusammenhang mit den Sprach- und Sprechstörungen bei Kindern mit Trisomie 21. Dabei wird besonders auf die auditiven Gedächtnisdefizite aufmerksam gemacht. Inzwischen wird aber weniger defizitorientiert, sondern vielmehr nach den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder mit Down Syndrom geschaut. Hierbei wird vor allem der visuell-konstruktive Gedächtnisbereich fokussiert, der bei den Kindern eine besondere Stärke darstellt.

Inzwischen gibt es zahlreiche Förderangebote, die für Kinder mit Down Syndrom bereits von Geburt an eingesetzt werden können und in unserer Praxis Schwerpunkt sind:

Die orofaziale Regulationstherapie
Kinder mit Down Syndrom weisen eine typische Problematik in der Gesamtmotorik auf, die häufig auch im Zusammenhang mit einer auffälligen Grob- und Feinmotorik steht. Hiervon ist besonders der Mund- und Gesichtsbereich betroffen. Um die Entwicklung und Ausprägung der Sekundärproblematik zu reduzieren, wurde von Castillo Morales ein spezielles Frühbehandlungskonzept für Kinder mit Down Syndrom entwickelt, welches in unserer Praxis erfolgreich angewandt und umgesetzt wird. Im Vordergrund stehen dabei die Unterstützung der Nahrungsaufnahme, die Regulierung der Nasenatmung und die Normalisierung orofazialer Bewegungen.

Lautsprachbegleitende Gebärden
Eine spezielle Methode den Spracherwerb bei Kindern mit Down Syndrom optimal zu unterstützen, ist der Einsatz der gebärdenunterstützte Kommunikation (GuK). Das GuK- Material  besteht aus dem Grundwortschatz (GuK I) und dem Aufbauwortschatz (GuK II), wobei alle Wörter in Form von Gebärde, Bild und Schrift kombiniert dargestellt werden. Die Visualisierung der Schlüsselwörter ermöglicht den meisten Kindern ein besseres Verständnis der gesprochenen Sprache und vereinfacht somit die zwischenmenschliche Kommunikation.

Das Programm „Kleine Schritte“
Seit 2001 gibt es in Deutschland das Förderprogramm „Kleine Schritte“.
Das Programm beinhaltet Fertigkeiten der normalen kindlichen Entwicklung und bietet Eltern sowie Therapeuten die Möglichkeit, schrittweise die einzelnen Fähigkeiten des Kindes bis zu einem Alter von fünf Jahren zu fördern.

Sprechen lernen durch frühes Lesen
Ein relativ neuer Ansatz aus dem Programm „Kleine Schritte“ stellt die Frühlesemethode nach Macquarie dar.  Die Methode baut auf der Ganzwortlesemethode auf und setzt so bei den visuellen Stärken der Kinder mit Down Syndrom an. Erst wenn die Kinder einen relativ großen Sichtwortschatz aufgebaut haben werden sie mit dem phonetischen Programm vertraut gemacht.
In Großbritannien ist das frühe Lesen bereits ein fester Bestandteil der Frühförderung, deren Effektivität in zahlreichen Studien belegt wurde.

Eigene Therapien mit Down Syndrom- Kindern in England und Irland zeigten die Effektivität einer intensiven Sprachtherapie. Dabei wurden sowohl die auditive Merksspanne als auch die phonologische Bewusstheit verbessert, die zunächst die Basis für die Lesekompetenz darstellen. 
Die Effizienz der Frühlesemethode wurde schließlich im Jahre 2009 im Rahmen meiner Bachelorarbeit an einem 3 jährigen Kind mit Down Syndrom im Raum Aachen gezeigt und belegt. 

In unserer Praxis behandeln wir Kinder mit Down Syndrom jeden Alters.
Der syndromspezifische Ansatz stellt dabei den wesentlichen Therapieschwerpunkt dar. In enger Zusammenarbeit mit den Eltern und den beteiligten Therapeuten erstellen wir für jedes Kind einen individuellen Förderplan mit kleinen und großen Zielen, der anschließend gemeinsam umgesetzt werden soll.